Der Stand der Marserkundung-die 19.Mars Society Konferenz in Washington

Ankündigung der 19. Internationalen Mars Konferenz in Washington DC

Die alljährliche Mars Society Konferenz in den USA ist die bedeutenste ihrer Art. Sie fand vom 22.-25. September in Washington DC statt und bot, wie jedes Jahr, einen umfangreichen Einblick in den derzeitigen Stand der Marserkundung und Perspektiven für eine bemannte Marsmission. Die Konferenz verlief diesmal über fast 4 Tage. Wie üblich war jeder Tag in vier Abschnitte geteilt: Vormittags von 9 bis 11 1/2 stündige Vorträge namhafter Wissenschaftler und Raumfahrtexperten im Plenum, danach von 11 bis 12 eine Panel-Diskussion zu aktuellen Themen. Am Nachmittag von 13 bis 17:30 Uhr 1/2 stündige Einzelvorträge von Teilnehmern der Konferenz in bis zu 5 parallelen „Tracks“. Abends ab 19 Uhr jeweils ein Debatte mit wechselnden Fachleuten zu interessanten Einzelthemen. Insgesamt wurden so 21 Fachvorträge von Experten, 65 Einzelvorträge von Teilnehmern und 3 Debatten geboten. Am Sonnabend fand das übliche große Bankett statt mit Festvorträgen und zum Schluss einer Geld-Sammelaktion, wie sie in den USA durchaus üblich sind.

Am Sonnabend fand parallel zu den Vorträgen die Auswertung des GEMINI Wettbewerbs statt. Dabei ging es um den Entwurf einer Mars-Fly-By Mission, die Teilnahme war auf Studententeams beschränkt. Über 40 Teams nahmen an der Ausschreibung teil. Einer Kommision von 6 Experten, zu denen auch der Autor des Artikels gehörte, wurden von den zuvor ausgewählten 10 besten Teams in jeweils 20 Minuten die jeweiligen Projektvorschläge vorgestellt und von den Teilnehmern der Kommission unabhängig voneinander nach einem Punktsystem nach 4 verschiedenen Kriterien bewertet (Kosten, technische Qualität, operationelle Einfachheit, Zeitplan). Gewinner war das Team aus England (siehe Foto). Das Team aus Japan wurde 2., das US Team 3. Bemerkenswert war auch der Vorschlag der Teams aus Russland, das als Einziges ein Missionsszenario vorschlug, das ausschliesslich aus bereits vorhandenen Elementen bestand, unter anderem Soyuz, dem ATV (!) und dem in Entwicklung befindlichen Space Launch System der NASA mit einem Träger, der etwa 70 t in eine Erdumlaufbahn befördern kann. Dazu wären 6 Starts erforderlich und eine Kopplung mehrerer Elemante in der Erdumlaufbahn ähnlich den Koppelungsmanövern zwischen ISS und Versorgungsfahrzeugen. Trotz dieses scheinbar hohen Aufwands an Starts erscheint dieses Konzept als das Realistischste und auch die Kostenschätzung von etwa 3 BAU. Die Mehrheit im Auswerteteam bevorzugte jedoch die Vorschläge der drei genannten Teams.

Das gesamte Programm der 19. Mars Society Konferenz kann hier hier heruntergeladen werden.

Hier einige der interessantesten Erkenntnisse aus den Vorträgen der Konferenz:

  • Auch ARCHIMEDES betreffend: wissenschaftlich interessant sind die Hochebenen auf dem Mars aufgrund ihrer geologischen Geschichte. Dort ist der Luftdruck natürlich geringer als auf der Marsoberfläche (1/2 bis 1/3). Das müsste bei dem Entwurf eines auf dem Mars schwebenden Ballons berücksichtigt werden, der damit wesentlich größer sein müsste als bisher von uns angenommen
  • Bereits 1967 fand in Russland eine Mond/Mars Simulation mit 3 Astronauten in Mond/Mars ähnlicher Isolation durchgeführt
  • Die Auswertung von Bodenproben auf dem Mars durch das Marslabor CURIOSITY erfolgt folgendermaßen: die vom Roboter eingesammelten Bodenproben werden nacheinander verschiedenen Temperaturen ausgesetzt und jeweils mit einem Spektrometer die freigesetzten Gase analysiert, die je nach Temperatur unterschiedlich sind und damit eine genaue Bestimmung der in der Bodenprobe enthaltenen mineralischen Bestandteile erlauben
  • Der Mars enthält wahrscheinlich wie die Erde etwa 5000 unterschiedliche Mineralien, was auf eine ähnliche geologische Entwicklung von Erde und Mars schliessen lässt. Im Gegensatz hierzu enthält der Mond nur etwa 50 unterschiedliche Mineralien, was unterstreicht, wie wissenschaftlich uninteressant der Mond eigentlich ist
  • Teleskope auf dem Mond als Teil einer bemannten Mondbasis, wie sie gerne als Ziel zukünftiger Mondmissionen hingestellt werden, sind absoluter Unsinn, da sie durch Mondstaub verunreinigt würden und damit wahrscheinlich weniger Ergebnisse bringen würden als z.B. das Observatorium in Chile. Nur freifliegende Teleskope wie Hubble machen Sinn, die weder dem Staub noch der Schwerkraft des Mondes ausgesetzt sind
  • Der Mars hat wahrscheinlich 87% seines ehemaligen Wasserbestands in den Weltraum verloren aufgrund seiner im Vergleich zur Erde zu geringen Schwerkraft
  • CO2 entsteht als „Endprodukt“ durch Bestrahlung der Marsoberfläche aus dem Weltraum, das erklärt die fast ausschließliche CO2-Atmosphäre des Mars
  • Elektrisch Antriebe, die die Sonnenenergie benutzen um z.B. eine Edelgas zu erhitzen und damit zum Antrieb zu benutzen, haben einen etwa 6-fachen Wirkungsgrad gegenüber chemischen Antrieben, sind aber nur für geringe Antriebsleistungen geeignet, keinesfalls jemals als Antrieb zur Beförderung in den Weltraum
  • Thermo-nukleare Antriebe werden nicht mehr ernsthaft weiterverfolgt wegen ihres Gewichts und Gefahrens-Potentials
  • Bemannte Marsmissionen sind unerlässlich, um wirklich Aufschluss über etwaiges derzeitiges oder vergangenes Leben auf dem Mars zu erhalten: Bohrungen in Tiefen bis zu 30 m sind dafür wahrscheinlich unerlässlich, außerdem ist bein Aktionsradius von etwa 200 km erforderlich, um mittels „Versuch und Irrtum“ wirklich alle infrage kommenden Fundstellen erkunden zu können. Infrage kommende Suchbereiche auf dem Mars werden zur Zeit intensiv erkundet aufgrund besserer Erkenntnisse und Auswertung von Satellitenaufnahmen

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