„Der Weg zum Mars“ ist noch lang und steinig!

Wer den durchaus sehenswerten Film „Der Marsianer“ gesehen hat, könnte zu dem Schluss kommen, dass eine Besiedlung des Mars demnächst bevorsteht. Das das eher unwahrscheinlich ist kann man aus dem im Heyne Verlag veröffentlichten sehr lesenswertes Buch mit dem Titel „Der Weg zum Mars“ schließen. Das Buch ist ein Kompendium des heutzutage verfügbaren Wissens bezüglich einer Reise zum Mars und dem Leben auf dem Mars und ist besonders allen Verfechtern der Besiedlung des Mars zu empfehlen. In dem Buch werden nämlich auch die zahlreichen Stolpersteine auf dem Weg des Menschen zum Mars minutiös herausgearbeitet, und damit eine etwaige Besiedlung des Mars auf eine realistischere Basis gestellt als viele Mars-Enthusiasten es gerne sehen möchten. Man muss davon ausgehen, dass ein Besuch des Mars auf absehbare Zukunft wenigen „Auserwählten“ vorbehalten bleiben wird.

 

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Vor dem Start – Der Flug – Auf dem Mars. Jeder dieser Bereiche ist von einem anderen Autor verfasst, der jeweils seinen „Fachbereich“ abdeckt. Es ist bemerkenswert, wie die Autoren alles zur Zeit verfügbare Wissen bezüglich einer Reise zum Mars und dem Leben auf dem Mars zusammen getragen haben.

Dabei wird auf die noch bestehenden -und gerne übersehenen oder klein geredeten- noch zu lösenden technischen und technologischen Probleme für eine sichere Reise zum und Aufenthalt auf dem Mars in dem Buch noch gar nicht einmal im Detail eingegangen. Eine solche Mission innerhalb von 10 bis 12 Jahren zu verwirklichen, wie Robert Zubrin es für möglich hält mit seinem durchaus gut durchdachten „Mars Direkt“ Konzept, würde nämlich einer technologischen Kraftanstrengung bedürfen, die man sich nur schwer als in einem so kurzen Zeitraum realisierbar vorstellen kann. Der erforderliche technische Fortschritt für bemannte Marsmissionen wäre weit höher als seinerzeit für das APOLLO Programm erforderlich war, da die technischen Herausforderungen einer etwa 3 jährigen Marsmission (mit kürzerer Missionsdauer geht es realistischerweise nicht) gegenüber einer einwöchigen Mission zum Mond unvergleichbar viel höher sind: der Mond befindet sich in ziemlich konstanter Entfernung zur Erde und mit etwa 400.000 km Entfernung sozusagen „in Reichweite“, während der Mars bis zu 1000 mal weiter von der Erde entfernt ist (genau: zwischen 56 und 400 Millionen km je nach der Konstellation von Mars/Erde/Sonne). Missionen zum Mars dauern aufgrund der Entfernung und der Kepler’schen Gesetze minimal 6 Monate für die Hin- und Rückreise und etwa 22 Monate für den Aufenthalt auf dem Mars (mögliche kürzere Reisen mit einem Aufenthalt auf dem Mars von etwa 2 Wochen wegen des schlechten Preis/Leistungs Verhältnisses einmal ausgeschlossen).

Das NASA Szenario hin zu bemanntem Marsmissionen

Ein Zeitrahmen von 20 bis 25 Jahren bis zu einer bemannten Marsmission mit Landung auf dem Mars, wie die NASA es in ihrer Planung sieht, dürfte realistischer sein -vorausgesetzt, es gibt demnächst eine politische Entscheidung für solch eine Mission und die erforderlichen Mittel.

Selbst im Fall, dass alle technischen Probleme für ein Reise zum Mars und einen Aufenthalt auf dem Mars für einen längeren Zeitraum gelöst wären, bleibt immer die Tatsache bestehen, dass der Mars eine absolut lebensfeindliche Umgebung für den Menschen bleiben wird (die Wahrscheinlichkeit eines „Terraforming“ des Mars mit einer atembaren Atmosphäre muss wohl eher als Science Fiction eingeordnet werden). Das bedeutet, dass der Mensch sich nur im Raumanzug und mit einem wirksamen Strahlenschutz versehen auf dem Mars bewegen kann und nur unter der Marsoberfläche auf Dauer geschützt wäre. Zurück zum Höhlenmenschen -wenn auch mit Komfort? Ob und wie sich der Mensch auf Dauer unter der etwa um den Faktor 3 geringeren Schwerkraft auf dem Mars und unter der Enge des Lebensraums einrichten und überleben könnte, ist ebenfalls unklar. Um sich optimal auf die Bedingungen der Erde einzustellen, hat der Mensch Millionen von Jahren benötigt -und noch immer nicht gelernt, friedlich miteinander zu leben. Wird sich der menschliche Körper überhaupt auf die um den Faktor 3 geringere Schwerkraft einstellen? Ein Verlust von Knochen-, Blut- und Muskelmasse unter reduzierter Schwerkraft ist schon nachgewiesen worden.

….und der NASA Zeitplan für hierzu zu treffende Entscheidungen

Man stelle sich nur einmal vor, was eine größere Anzahl auf dem Mars lebender Menschen alles benötigen würde, um unabhängig von der Erde ein annehmbares Leben zu führen -eine Versorgung von der Erde aus ist auf Dauer nicht finanzierbar, und eine Unabhängigkeit ist schon aus Sicherheitsgründen unabdingbar. Da müsste es geben

  • ausreichend Gewächshäuser -bisher ist nicht einmal bekannt, welche Pflanzen überhaupt auf dem Mars gedeihen könnten
  • eine ausgeglichene Ernährung, ohne Vitaminpillen und zusätzliche Kraftnahrung von der Erde importieren zu müssen
  • Produktionsmittel für die Herstellung aller Art von Ersatzteilen
  • Maschinen, die den Bau von Unterkünften und Infrastrukturen jeder Art und die Gewinnung und Verarbeitung von Wasser und Bodenschätzen erlauben -Maschinen, die wiederum aufgrund ihrer Dimensionen auf dem Mars hergestellt werden sollten
  • umfassende Gesundheitsfürsorge wie auf der Erde
  • Erzeugung von ausreichend Energie
  • Müllverarbeitung
  • Lösungen für gestorbene Menschen
  • Redundanzen zu all dem aus Sicherheitsgründen
  • Schutz- Präventions- und Rettungsmöglichkeiten verschiedenster Art (Meteoriten, wie sie auf der Erde in bereits in der Atmosphäre verbrennen, treffen ungebremst auf dem Mars auf; Schutz gegen Staubstürme)

Als Quintessenz des Buches kann man aber feststellen, dass man sich durchaus in den nächsten 20 bis 30 Jahren einige „Auserwählte“ bei einem Flug zum Mars mit einem 2-jährigen Aufenthalt auf dem Mars vorstellen darf.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass in näherer Zukunft -und vielleicht für immer- eine Besiedlung des Mars für „normale Menschen“ möglich wird aufgrund dessen, was den Menschen während des Flugs zum Mars und auf dem Mars erwartet und was er dort alles für eine lebenswerte Existenz braucht.

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