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Industrie beklagt während der Toulouse Space Show das Fehlen von Raumfahrtingenieurs-Nachwuchs
Vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2014 fand in Toulouse turnusmäßig, wie immer im auf die Luftfahrtschau in Le Bourget folgenden Jahr, die Toulouse Space Show statt mit 1500 Teilnehmern aus 47 Ländern. Es geht hier ausschließlich um Raumfahrt von Interesse für das tägliche Leben von Jedermann: Telekommunikation, Fernsehsatelliten, Erdbeobachtung, Navigation, ihre Auswirkung auf das tägliche Leben, und nicht zuletzt Zukunftsperspektiven. Die Toulouse Space Show ist ein internationaler Treffpunkt sowohl kleiner und mittlerer Firmen als auch von maßgebenden Vertretern der Raumfahrtindustrie und von Institutionen (ESA, CNES, DLR, Hochschulen, Universitäten), und weniger eine Ausstellung, wie die Bezeichnung vermuten lassen könnte.
Die Situation bezüglich des des Ingenieurs-Nachwuchses war einer der Schwerpunkte der Konferenz.
Es ergibt sich die paradoxe Sitution, dass die Zukunftsperspektiven in allen oben angeführten Branchen zwar gut sind, es aber trotzdem dringend an Ingenieurnachwuchs fehlt!
Besonders aufschlussreich war hierzu eine Reihe von insgesamt sieben jeweis 1 1/2 stündigen „Round Table“ Diskussionen zwischen Vertretern von Raumfahrtfirmen und Institutionen, die hierzu aufgrund ihrer Funktionen wirklich „etwas zu sagen hatten“. Unter anderem waren Alcatel, Airbus, ESA, CNES, die EU und technische Universitäten bzw. Hochschulen aus Frankreich und Deutschland vertreten.
Hier einige der interessantesten Aspekte, die allgemein Zustimmung fanden:
– in den angesprochenen Bereichen (Telekommunikation, Erdbeobachtung, Navigation) gibt es keine klare Grenze zwischen Raumfahrt und Nicht-Raumfahrt. Raumfahrtfirmen entwerfen, integrieren, starten und betreiben Satelliten, technisch spezialisierte Firmen entwickeln und bauen die dafür erforderlichen Geräte, natürlich nach Raumfahrtstandard. Marketing- und Systemspezialisten kümmern sich um die Anwendungen und Anwender
– dementsprechend kann durchaus auch in der Raumfahrt arbeiten, wer eine nicht direkt auf die Raumfahrt hin orientierte Ausbildung hat
– das „Marketing“ im weitesten Sinn spielt benfalls eine bedeutende Rolle in der Raumfahrt in den aufgeführten Bereichen, um Bedürfnisse, Trends und zukünftige Entwicklungen vorausschauend zu erkennen, zu analysieren und die Erkenntnisse an die Systemingenieure weiterzugeben, die sich dann Gedanken darüber machen, wie man das in reale und bezahlbare Raumfahrtlösungen umsetzen kann. Also ein weites und interessantes Betätigungsfeld für angehende Ingenieure, aber auch für Absolventen aus anderen Bereichen
– bereits jetzt und in steigendem Maß in den nächsten Jahren werden viele Ingenieure aus dem Berufsleben ausscheiden, ohne dass ausreichend Nachwuchs in Sicht ist
– die Industrie hat es bisher weitgehend versäumt (das geben die betroffenen Firmen selber zu), Ideen zu entwickeln und umzusetzen darüber, wie man das Wissen der ausscheidenden Mitarbeiter an jüngerer weitergeben kann
– es mangelt, in Frankreich mehr als in Deutschland, an Kommunikation zwischen der „realen Welt“ der Industrie, den Schulen und den Ausbildungs-Institutionen
– die an Schulen vermittelten Kenntnisse über technische Berufe fehlen oder sind mangelhaft
– aufgrund des mangelnden Austauschs zwischen Universitäten und Industrie gibt es Studienbereiche, mit denen man später in der Arbeitswelt nicht „ankommt“, da sie nicht den Anforderungen in der Industrie genügen
– Viele Studenten beginnen zwar ein technisch orientiertes Studium, brechen es aber entmutigt wieder ab, oft einfach deshalb, weil es an Aufklärung schon in der Schule und später an einer begleitenden Betreuung während des Studiums fehlt
– viele nachweislich begabte Schüler, und leider besonders Frauen, entscheiden sich für scheinbar bequemere oder scheinbar lukrativere oder „soziale“ Ausbildungsbereiche. „Scheinbare“ deshalb, weil kein Studium wirklich „leicht“ ist
Das waren alles wichtige Denkanstöße, die hoffentlich zu entsprechenden Verbesserungen führen werden.
Die wichtigste Nachricht aus der Toulouse Space Show ist aber, dass Absolventen technischer Universitäten und Hochschulen bessere berufliche Zukunftsperspektiven haben als Absolventen „weicher“ Studienbereiche!
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