Rückblick und Aussichten-16 Jahre Mars Society Deutschland mit ihrem Projekt ARCHIMEDES
Die Mars Society Deutschland –MSD- war 1998, also vor nunmehr 16 Jahren, eines der Gründungsmitglieder der internationalen Mars Society der USA und ihrer Ableger in Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Gleichzeitig wird das ARCHIMEDES Projekt der MSD „11 Jahre alt“, wenn man die 3. Europäische Mars Konferenz 2003 in Bremen als „Geburtsstunde“ annimmt.
Im Anschluss an diese Konferenz, die von der MSD organisiert worden war, wurde nämlich die Durchführung des Projekts ARCHIMEDES zum Hauptziel der MSD erklärt und die MSD erhielt gleichzeitig das Motto „Technisch-Wissenschaftlicher Verein“ aufgrund der stark wissenschaftlichen Orientierung von ARCHIMEDES.
Die MSD hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, in einem speziellen Newsletter unter dem Titel „16 Jahre Mars Society Deutschland und ARCHIMEDES“ Vergangenheit und Zukunft der Mars Society Deutschland und ihr Projekts ARCHIMEDES vorzustellen. Dieser Newsletter kann heruntergeladen werden.
Zur Geschichte und Zielsetzung der Mars Society:
Die Gründung der Mars Society beruhte auf einer Initiative von Dr. Robert Zubrin, der bereits Mitte der 90-er Jahre, von Martin Marietta kommend, die absurd aufwendigen, teuren und langfristigen Pläne der NASA für bemannte Missionen zum Mars anprangerte und diesen Plänen sein „Mars Direct“ Konzept gegenüberstellte, mit dem eine erste bemannte Mission zum Mars mit weitgehend existierenden Raumfahrttechnologien innerhalb von 10 bis 12 Jahren möglich wäre.
Hauptziel des Mars Society ist es, die Pläne der NASA und überall in der Welt zur bemannten und unbemannten Erforschung des Mars der Öffentlichkeit nahe zu bringen und insbesondere kritisch zu begleiten im Hinblick auf realisierbare bemannte Missionen zum Mars. Dabei blieb Zubrins „Mars Direct“ Konzept, zu dem er viel Beiträge und ein technisch sehr fundiertes Buch verfasst hat (The Case for Mars), bis heute der Leitfaden. Hier können die wichtigsten derzeit existierenden vorgeschlagenen Szenarien für bemannte Marsmissionen auf Englisch nachgelesen werden. Das Mars Direct Konzept baut auf den Erfahrungen mit dem APOLLO Programm Wernher von Brauns auf, dem es seinerzeit auf einer wesentlich weniger technisch fundierten Grundlage gelang, innerhalb von 9 Jahren sozusagen „aus dem Nichts“ Menschen zum Mond und zurück zu befördern. Die Frage, die sich hieraus ergibt: warum sollte es heute bei viel besseren technischen Voraussetzungen nicht möglich sein, in etwa dem gleichen Zeitraum und zu vergleichbaren Kosten Menschen zum und vom Mars zu bringen – den politischen Willen vorausgesetzt?
Zurzeit fehlt ein klares Ziel der NASA für bemannte Missionen zum Mars. Stattdessen werden isoliert Träger und bestimmte Technologien entwickelt, die irgendwann einmal, wahrscheinlich erst in den 2040er Jahren, über Missionen zu Mond und Asteroiden zu einer bemannten Marsmission beitragen könnten. Für alles das gibt es aber keine wirklich konkreten Pläne. Das befriedigt zwar industrielle Interessen an neuen Entwicklungen, ist aber aus Sicht der Mars Society aufgrund der langen Zeitperspektive (eine Generation und zahlreiche Regierungswechsel) und der horrenden über lange Zeiträume kumulierten Kosten ein Ansatz, der zum Scheitern verurteilt ist. Zum Teil werden hier Technologien vorgeschlagen und sogar von NASA aufgenommen, die für bemannte Marsmissionen nutzlos sind wie zum Beispiel das VASIMR Konzept (siehe hier).
Vielleicht entwickelt ja China ein kohärenteres Szenario für bemannte Marsmissionen –falls die politischen Verhältnisse dort stabil bleiben.
Es gibt inzwischen über 40 nationale Mars Society Organisationen der Mars Society, alle in der Form von Vereinen mit Mitarbeitern auf freiwilliger Basis. Die Vereine finanzieren sich ausschließlich aus Beiträgen der Mitglieder und unabhängiger Sponsoren -so auch die Mars Society Deutschland. Dieser Status erlaubt es der Mars Society, ohne Rücksicht auf politische und industrielle Interessen alleine auf technisch er und wissenschaftlicher Basis zu argumentieren –ein großer Vorteil.
Das Projekt ARCHIMEDES der MSD
Das Projekt des Marsballons ARCHIMEDES wurde bereits 2001 von Hannes Griebel als Projekt der Mars Society Deutschland vorgeschlagen. Hannes hatte damals gerade sein Diplom erworben und wollte zu dem Projekt ARCHIMEDES eine Dissertation an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München verfassen. Das sicherte ihm die Unterstützung der Universität nicht nur für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts, sondern auch die der Entwicklungsbereiche der Universität für die Herstellung von Testmodellen und -Vorrichtungen.
2003 veranstaltete die MSD die jährliche Europäische Marskonferenz EMC3 in Bremen. Auch die Mars Society Organisationen aus den USA, Frankreich und Großbritannien nahmen teil. Hier wurde das Projekt ARCHIMEDES vorgestellt. Im Anschluss an die EMC3 wurde das Projekt ARCHIMEDES dann als das wesentliche Vorhaben der MSD festgeschrieben. Die Beanspruchung der MSD durch ARCHIMEDES bedeutete, dass zusätzliche Unternehmungen wie die weitere Teilnahme an Mars Simulationsmissionen der Mars Society in den Simulationsstationen in den USA und die Teilnahme an der Definition einer europäischen Simulationsstation eingestellt wurden, da hierfür neben ARCHIMEDES keine personellen wie auch finanziellen Mittel mehr zur Verfügung standen.
Der Status als Verein mit freiwilligen Mitarbeitern stellt eine besondere Herausforderung dar, da die anspruchsvollen Entwicklungsaufgaben neben der beruflichen Tätigkeit jedes Einzelnen erbracht werden müssen. Trotzdem sind zusätzliche Leistungen von Unterstützern in Industrie und Institutionen unerlässlich für den Erfolg des ARCHIMEDES Projekts. Das Interesse an der ARCHIMEDES Marsballon Mission und besonders dem Erprobungsprogramm MIRIAM ist so groß, dass hierfür von den beteiligten Firmen und Institutionen substantielle Entwicklungs- und Testleistungen für die MSD kostenlos eingebracht werden. Unter anderen die Universität der Bundeswehr für Entwicklung und Bau des „Trägersatelliten“ für den MIRIAM Testballon, die IABG für Bau und Test des Ballons und die DLR-MoRaBa für die Startkampagne von MIRIAM. In dem Newsletter wird darauf ausführlich eingegangen.
Derzeit wird das Erprobungsprogramm MIRIAM-2 vorbereitet. Der Start ist für November 2016 vorgesehen, höchstwahrscheinlich wieder in Kiruna in Nordschweden. Zur Zeit wird der 4-m Ballon gefertigt, nachdem der Test des Entwicklungsmodells im Februar 2014 erfolgreich verlaufen ist. Die Vorentwicklungsarbeiten für das Ballonsystem, das für Verstauung, Entfaltung und Freisetzen des Ballons benötigt wird, sind weitgehend abgeschlossen. Das Aufblassystem ist von dem MSD NordTeam im November 2014 fertiggestellt worden und wird im Januar 2015 in München zur Verfügung stehen. Ein kompletter Systemtest von MIRIAM-2 ist für September 2015 geplant.
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