Space X läutet die Ära wiederverwendbarer Raketen ein

Die 1.Stufe der Falcon 9 nach der erfolgreichen Landung am Startplatz (Space X)

Space X hat den Versuch einer Landung der 1. Stufe seiner Falcon 9 Rakete bescheiden als Nebenzweck der Orbcomm-2 Mission bezeichnet, bei der gleich 11 Satelliten in eine niedrige Erdumlaufbahn für ein neuartiges Daten-Kommunikationssystem ausgesetzt werden sollten. Die Mission wurde ein 100% iger Erfolg!. Glückwunsch an Space X und seinen charismatischen Chef und Gründer Elon Musk!

In Wirklichkeit ist die erfolgreiche Rückführung der 1. Stufe der Rakete als Teil der Mission das eigentlich Sensationelle: zum erstenmal gelang dies mit einer operationellen Rakete.

 

Die Ingenieursleistung von Space X zu diesem Erfolg ist immens: zuerst einmal muss die Rakete so ausgelegt werden, dass die erste Stufe nach Erfüllung ihrer Aufgabe noch in „Reichweite“ des Startplatzes ist und mit vertretbarem Aufwand an Treibstoff wieder an den Startplatz zurückgeführt werden kann, ohne dass die Nutzlastkapazität zu stark reduziert wird. Bei der Falcon 9 sind das etwa 10% Nutzlastkapazität, deren Verlust durch eine zusätzlich aufzubringende Antriebsleistung ausgeglichen werden muss. Ein vertretbarer zusätzlicher Aufwand wenn man berücksichtigt, dass die 1. Stufe etwa 80% der Gesamtkosten der Rakete ausmacht.

Zweitens unterscheiden sich die für die Rückführung der 1. Stufe benötigten Funktionen von denen für den Start: jetzt ist nicht mehr eine Beschleunigung gefragt, sondern ein Abbremsung des sonst freien Falls der Raketenstufe zurück zur Erde bei gleichzeitiger Steuerung der Flugbahn zurück zum Startplatz. Zur Landung muss dann die Raketenstufe nicht nur in vertikaler Position gehalten werden, sondern auch auch soweit abgebremst werden, dass sie sicher aber nicht zu schnell aufsetzt.

Bewundern muss man besonders den Mut von Elon Musk und Space X -beziehungsweise das Vertrauen in ihre Ingenieure-, bereits 6 Monate nach dem spektakulären Misserfolg der letzten Mission zur ISS eine erneute Mission zu wagen, bei der es nicht nur um das Gelingen des kommerziellen Auftrags -das Aussetzen der 11 Orbcomm Satelliten- ging sondern gleichzeitig auch um die Validierung einer neuen verbesserten Version des von Space X entwickelten Merlin Triebwerks und darüber hinaus um die Rückführung der 1. Stufe zum Startplatz.

Der Nachweis der Möglichkeit einer Rückführung der teuren 1.der Stufe einer Rakete zum Startplatz ist jedoch nur der erste Schritt hin zu ihrer routinemäßigen Wiederverwendung (Space X strebt eine 10malige Wiederverwendung an). Jetzt muss noch nachgewiesen werden, dass Aufwand und Kosten für eine Kontrolle und -höchstwahrscheinlich- erforderliche Überholung der Raketenstufe vor einem nächsten Start in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Schliesslich muss dafür auch eine entsprechende Infrastruktur am Boden vorgehalten werden.

Mars Society Präsident Dr.Robert Zubrin schreibt hierzu auf der Webseite der US Mars Society:

Mars Society Applauds SpaceX on Historic Rocket Landing

Published on Dec 23, 2015

The Mars Society, its staff and membership commend SpaceX, its founder, Elon Musk, and its team of scientists and engineers on the successful landing of the first stage of its Falcon 9 rocket at Cape Canaveral. SpaceX brought the rocket back to Earth for a soft touchdown, marking the first-ever rocket landing during an orbital launch. This major accomplishment proves launch vehicle re-usability, a pivotal event that will move humanity one step closer to exploring the solar system, and with it, the planet Mars.

“The SpaceX team had previously shown that they could develop new hardware in one-third the time at one-tenth the cost as the mainline aerospace companies. Now they Ein Armutszeugnis.have done something that the majors have never been able to do. And not just anything, but the single most important step towards inexpensive space launch – controlled recovery of the launch vehicle first stage. The competition had better wake up because they’ve just been ‚Sputniked‘. Chapeau!,” said Mars Society President Dr. Robert Zubrin.

Er hebt dabei hervor, dass Space X die Entwicklung einer funktionierenden Rakete in 1/3 der der Zeit und zu 1/10 der Kosten bewerkstelligt hat, die die „üblichen Verdächtigen“ der US Raumfahrtindustrie dafür benötigt hätten, die im Übrigen seit Jahrzehnten über wiederverwendbare Raketen sinnieren ohne konkret etwas Vergleichbares zustande gebracht zu haben.

In Europa sieht es nicht besser aus als in den USA. Man denke nur an die endlosen Diskussionen und den letztendlich faulen Kompromiss mit Ariane 6 als Ariane 5 Nachfolger, für deren Entwicklung -mit weitgehend bekannter konventioneller Technologie!- die Europäer sieben Jahre bis zum ersten Einsatz brauchen, und das mit einem „schmutzigen“ Feststoffantrieb im Gegensatz zur Falcon 9, die ausschliesslich den viel umweltfreundlicheren Flüssigtreibstoffantrieb anwendet.

Zurück

11

Einen Kommentar schreiben