Warum das ATV nicht weiterhin zur Versorgung der ISS eingesetzt wird

Das ATV (Quelle: ESA-Ducros)

Auf den ersten Blick scheint das ATV mit seiner Transportleistung von etwa 11 t zur ISS der ideale Partner für Transport zur ISS zu sein im Vergleich mit der russischen Progress (etwa 2.5 t Nutzlast) und DRAGON von Space X (etwa 3 t Nutzlast).

Mit dem 5. und letzten ATV zur Versorgung der ISS mit Treibstoff, Nahrung und wissenschaftlichen Experimenten endete das ATV Programm trotzdem. Warum?

as russische PROGRESS Versorgungsraumfahrzeug

Das ATV (Automated Transfer Vehicle) ist der technisch anspruchsvollste und insgesamt teuerste europäische Beitrag zum Programm der Internationalen Raumstation ISS. Das ATV kann bis zu 11 t Nutzlast mitnehmen und wird mit der Ariane 5 zur ISS transportiert. Ein Teil der Nutzlast kann dabei unter Erdatmosphäre in einem druckbeaufschlagten Teil des ATV untergebracht 

werden, zum Beispiel wissenschaftliche Experimente, die später in der Raumstation betrieben werden. Außerdem kann das ATV die Raumstation in eine höhere Umlaufbahn bringen und wird dazu am russischen Teil der ISS angedockt (Russland ist für die Bahnkorrektur der ISS zuständig).

Das DRAGON Raumfahrzeug

Das ATV ist so ausgelegt, dass damit komplette sogenannte „Experiment Racks“ zur ISS gebracht werden können, was für einige Experimentatoren vorteilhaft wäre und die Kosten der damit verbundenen Logistik begrenzen würde. Leider ist das aber nicht möglich, da das ATV an dem russischen Teil der ISS andockt, der Durchmesser des russischen Docking Ports (Durchgang zur Raumstation) aber zu klein ist, um ein komplettes Rack in die ISS zu bringen. Das ist in der „Geschichte“ der ISS begründet, da der russische Teil der ISS von der MIR abgeleitet ist und das ATV sich daran anpassen musste. Deshalb können zum Beispiel große Experimente nur „stückweise“ vom ATV in die ISS gebracht werden. Die im COLUMBUS Labor und dem US Teil der ISS vorhandenen Experiment Racks wurden bereits zusammen mit den Raumlabormodulen mithilfe des Shuttle zur ISS transportiert.

Das ATV ist das bisher erste und einzige Raumfahrzeug, das sich vollautomatisch der ISS annähern und an ihr andocken darf, und ist entsprechend aufwendig konstruiert, um allen Sicherheitsanforderungen zu genügen. Das ATV ist dementsprechend teuer und kostet etwa 200 Millionen Euro. Die DRAGON Kapsel von Space X verfügt zum Beispiel nicht über solch ein aufwendiges Dockingsystem. Das ist auch nicht erforderlich, da die DRAGON ebenso gut mithilfe des Manipulatorarms der ISS an der ISS angedockt werden kann und sich deshalb nur bis in die Nähe der ISS navigieren muss, was unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorschriften möglich ist, da die DRAGON sich anders als das ATV der ISS nicht in einer Kollisionsbahn annähern muss.

Eine Mission des ATV zur ISS kostet damit zusammen mit der Ariane 5 bis zu einer halben Milliarde Euro. Das ist definitiv zu teuer, um mit der Versorgung der ISS durch die russische Progress oder die wiederverwendbare DRAGON Kapsel von Space X konkurrieren zu können.

Das ATV kann im Gegensatz zur Dragon nicht zur Erde zurückkehren und damit wiederverwendet werden und verbrennt beim Eintritt in die Erdatmosphäre beladen mit Abfall aus der ISS –eine teure Abfallbeseitigung. Aus dem ATV ein wiederverwendbares und damit ökonomischeres Raumfahrzeug zu machen ist zwar untersucht worden aber definitiv nicht sinnvoll machbar.

In der Summe aller dieser Aspekte ist damit das ATV viel zu teuer, um für eine dauernde Versorgung der ISS infrage zu kommen. Ein aussichtsreicherer Kandidat hierfür ist die DRAGON, die trotz der geringeren Nutzlastkapazität Versorgungsgüter billiger zur ISS schaffen kann und außerdem in einer modifizierten Version bei etwa gleichen Transportkosten bis zu sieben Astronauten zur und von der ISS transportieren soll. Damit könnte die DRAGON demnächst alle Transportaufgaben der USA zur ISS nach Beendigung des Shuttle Programms übernehmen.

Zurück

11

Einen Kommentar schreiben